Dienstag, 23. März 2004
Plattenkritik:
Seven Swans von Sufjan Stevens




Sufjan Stevens, multiinstrumentalistischer Singer/Songwriter, Produzent, Autor, Grafikdesigner (na gut, das ist ja wirklich jeder), bisweilen alleine, ein Banjo spielend (dessen Melodie wie ein Paar Hundewelpen glücklich durch einen Park, der Sonne entgegentollt), singt Melodien, die von einer wundervollen Melancholie sind; die Hoffnung nicht aufgegeben, ganz unten zwar, aber mit einem Silberblistreif am Horizont.

Texte über Liebe, Treue und jawohl, Religion. Ein unhandliches aber nicht unübliches Thema in der modernen Indie-folk-Szene, das hier ganz selbstverständlich und ehrlich behandelt wird. Interessant, wie ambivalent das "You" in vielen Songs sowohl an Sufjans bevorzugte Gottheit, eine spezielle Person oder den Zuhörer gerichtet sein kann (bei "The Dress Looks Nice On You" natürlich weniger, haha).

Relativ schrecklich, musikalisch, ist "Abraham", wo Stevens die alttestamentarische Geschichte vom religiös-fanatischen, beinahe-kindesmordenden Abraham aufgreift, und einfach stimmlich in keiner Weise an die trarige Überzeugtheit, das Gottvertrauen heranreicht, das eben Abraham an den Tag zu legen drohte, bevor ein "ach, wir wollten nur kucken ob du des echt machst"-Engel angerannt kam. Textlich hervorragend, dennoch. Auch das von Kritikers hochgelobte "Seven Swans" selbst, man widerspreche mir gerne, ist furchtbar, denn hier opfert Stevens die feine und einfache Struktur der Platte, die grundlegende Zugänglichkeit zugunsten etwas sehr Komplizierten. Nicht dass ich grundsätzlich was gegen komplizierte Musik hätte, aber das Ergebnis muss stimmen, und es muss halt auch ein bisschen passen.

Nichtsdestominder eine wirklich fantastische Platte, und mein persönlicher Lieblingstrack "The Dress Looks Nice on You" wird sicherlich zu gewissem Ruhm kommen, es demonstriert in seinen kurzen zweieinhalb Minuten wie nix anderes Sufjans grandiosen Songwriterqualitäten (und das Banjowird sicherlich sofort von Elektrofricklern à la Kim Hiorthøy oder Four Tet zu einem grandiosen Track für den nahenden Sommer recycelt).

Eine hervorragende Platte um nächtens bei Regen durch verlassene Straßen zu ambulieren, auf der Suche nach Zigaretten uns selbst, für Freunde von Elliot Smiths softerem Zeug, Songs: Ohia und den anderen üblichen Verdächtigen.

Offizielle Website mit MP3s,
Hier kaufen und mehr lesen drüber,
AllMusicGuide Review, Pitchfork Review.

Wer mir das als LP schenken will, bitteschön...

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Airport Rock*
Are you gonna be my Girl? /iTMS Link) denk ich immer wenn es in mir zuckt, und ich am liebsten Gitarrenbewegungen machen würde. So gehts ja vielen. Aber dass es so vielen so geht, dass man im Paradiso die Nederlands Luchtgitaar Kampioenschap abhält, datt hätt min' Mudda nitt gegloubt.

luchtgitaar
PS: You rock my World
Ich wart noch auf die Air Didgeridoo World Champignonships, die Air Xylophoning Masters und die Luftlaptopgefrickel-Meisterschaften


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