Freitag, 23. April 2004
Eigenes Grab schaufeln
Weiß ja nicht ob man das glauben soll, aber da was dran ist, dann jungejunge, ich helf Euch schaufeln!

Angeblich kriegen die da oben den Hals nicht voll und wollen sich nicht mit 99 Cent per Online-Song zufrieden geben:

The five major labels (Universal Music Group, EMI, BMG, Sony and Warner Music) are discussing a price hike ranging from $1.25 to an eye-gouging $2.49 per song.

Schamlos geklaut vonIT&W

Memo an selbst: nicht immer die EMI vergessen, sind ja fünf Räuber, nicht vier.

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Montag, 19. April 2004
Kopieren gut, kopieren böse.
In der Ausgabe 8/2004 vom 5. April des renommierten Computermagains C'T wird eine neue Initiative des Magazins vorgestellt, uns dumme arme ehrliche Konsumenten von den Schrecken der Kopierschutzen schützer schutze schutzmaßnahmen bei Audio-CDs zu retten:


unCDcopy heisst ein kleines Programm, mit dem man die böse CD über den Analogeingang der Soundkarte auf den Computer aufnimmt, und sich aus dem Internet (genauer von CD-Register) eine sogenannte "Schnittdatei" herunterlädt, die mehr oder weniger automatisch die 70-Minuten-Soundwurst in die Titel richtiger Länge beschneidet und benennt.

Eigentlich eine gute Idee, aber in einer E-Mail an den Redakteur dieses Artikels, Herrn Sven Hansen, erkläre ich, warum doch nicht:




alle Zahlen in dieser E-Mail sind grobe Schätzungen oder gar frei erfunden, und sollen nur der (teils überspitzten) Verdeutlichung der angesprochenen Sachverhalte dienen.



Lieber Sven Hansen,

Mit großen Interesse las ich Ihren Artikel "Un-CD-Bändiger" in Ausgabe 8/2004 und freue mich über den Zeit- und Energieaufwand, den Sie und andere in dieses Projekt investiert haben.

Meiner Meingung nach wird das "unCDcopy"-Programm uns Käufern von CDs allerdings leider nur mehr Arbeit machen, anstatt unsere Situation zu verbessern:

Zwar richten viele Kopierschutzmechanismen bei mir auf Mac OS X keinen Schaden an (d. h., sie greifen nicht)*, doch ich habe mich dennoch damals, als die Sache mit kopiergeschützten CDs anfing, kategorisch entschieden, hier meine "Machtposition" als Konsument auszuspielen zu versuchen und den Kauf von "UnCDs" zu verweigern, oder, habe ich einmal einen Kopierschutz-Hinweis übersehen, die CD zurück ins Geschäft zu tragen.

Diese Macht wirklich ausspielen und die "Major Labels" zu einer Abkehr von Kopierschutz-Mechanismen bewegen, können wir allerdings nur alle gemeinsam: wenn jede Woch 20.000 Kunden in Deutschland ihre CD beim Elektromarkt umtauschen würden, weil sie beispielsweise nicht im Autoradio, DVD-Player läuft oder sich nicht auf den iPod übertragen lässt -- ich denke, dass große Unternehmen wie die Saturn-Media Holding AG relativ schnell ein ernstes Wörtchen mit Sony Music, BMG, Warner und Universal zu reden hätten.

Auch der komplette Konsumverzicht bei kopierunfähigen CDs wäre, wenn groß angelegt, ein sicherlich erfolgreiches Machtinstrument.

(Wer der Meinung ist, dann wichtigen kulturellen Stimuli zu entsagen, sei beruhigt: zum einen genügt es ja, das Radio -- egal auf welchem Sender, egal um welche Uhrzeit -- einzuschalten, um den ja meist leider auch noch minderwertigen, massenkompatiblen Quark zu hören, auf den die "Major Labels" heutzutage ein Gros ihrer finanziellen Hoffnungen setzen, und ähnliches gilt für das Musikfernsehen. Und wer mit "unCDcopy" umgehen kann, der kann sicherlich auch Radio/TV-Tuner und Computer verbinden und dort "record" drücken.

Zum anderen sollte man es nun lieber als Chance sehen, anstatt der 5% der produzierten Musik, die 95% des Gesamtumsatzes ausmachen, mal einen Einblick zu erhalten in die große weite Welt jenseits der "Big Four", die größer, schöner und vielfältiger ist, als sich der Top40-Junkie gemeinhin träumen lässt.)

Die großen Plattenfirmen haben in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, als das "digitale Zeitalter" begann, und versuchen nun, gedeckt durch den Staat und besiegelt in § 95, ihre Scherflein auf Kosten von niemand anderem als ihren eigenen Kunden ins Trockene zu bringen, denn während wir fluchen und heulen, dass wir die neueste Castingshow-Platte nicht auch in <beliebiges Musikwiedergabegerät einfügen> anhören können, interessiert es weder den versierten Raubkopierer, der immer noch über 99,9% aller gängigen Abspielsperren-Mechanismen lacht, noch den gewohnheitsmäßigen Tauschbörsenbenutzer, der die Platte schon Wochen vor dem VÖ-Termin hatte, inklusive Demo-Material, unveröffentlichten und Live-Versionen.

In Ihrem Artikel schreiben Sie, die Plattenlabel seien mit der angeblich oder anscheinend hohen Akzeptanz ihrer kopiergeschützten Plastikscheiben zufrieden.

Aber angeblich oder anscheinend schimpft der Großteil der Konsumenten darüber, wie in Ihrer und allerlei anderen Publikationen immer wieder zu erfahren ist.

Ihr Programm "unCDcopy" umgeht auf legalem Weg die meisten Einschränkungen kopiergeschützter Audio-Datenträger (auch wenn die Klangqualität, wenn man sich den Soundkarten-Test in einer der letzten c't-Ausgaben vor Augen führt, im Endeffekt den einer MP3-Datei sicherlich auch nicht übertreffen wird), aber erhöht gleichzeitig die von den Label anhand der Verkaufszahlen wahrgenommene (und nicht etwa im Dialog mit unzufriedenen ehrlichen Kunden, die wie oftmals die Gelackmeierten sind, erfahrene) Akzeptanz ihrer Methoden, was wiederum eine Ausweitung in der Benutzung von Kopierschutz-Mechanismen zur Folge haben wird.

Deswegen halte ich Ihre Initiative für einen Schritt in die falsche Richtung, auch wenn ich noch mal ausdrücklich Ihr Engagement und das Ihrer "Mitstreiter" loben möchte.

(und jetzt möchte ich am liebsten mit riesigen Menschenmassen vor dem Hauptsitz von Sony Music Deutschland "Wir sind das Volk!" proklamieren.)

Mit freundlichen Grüßen und
in gespannter Erwartung einer Antwort,

Kai Bernau


*ist Mac OS X / iTunes in diesem Zusammenhang eigentlich eine illegale Software im Sinne von § 95 UrhG?




Diskutieren Sie!

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Donnerstag, 15. April 2004
Plattenkritik:
The Shy Retirer EP von Arab Strap



plus eins für wunderschöne Aufmachung der Vinylversion.

Kaufzwang!!


Kurz nach dem ebenfalls hervorragenden Monday at the Hug and Pint Album, also vor ca. nem halben Jahr, kaufte ich auch deren damals neue EP, The Shy Retirer.

Irgendwie ist sie untergegangen in der Masse der gleichzeitig gekaufter und leichter zugänglichen Platten, so dass ich sie letztes Wochenende in München erstmals hörte. Und wenn ich erstmals sage, dann meine ich in diesem Fall tatsächlich zum allerersten Mal, aber auch dauernd.

Dieses interpretatorisch wie herstellungstechnisch unglaublich hervorragende Meisterwerk britischer Songschneiderkunst, auf biblisch schwerem und geradezu lächerlich sorgfältig gepresstem Vinyl, das so HiFi klingt wie man es von so eher LoFi-er Musik erwarten kann, verband sich aufs Formidabelste mit meinen Meisterwerken britischer Musikwiedergabegerätekunst, und füllte die Augen mit Tränen der Freude, und das Herz mit, na, mit dieser Laune eben, wie es nur Musik allerhöchster Güte vermag.

Neben dem hervorragenden Titeltrack, zwei Nicht-Album-Tracks, einem naja-okayen Remix des Titeltracks sind da zwei Coverversionen drauf.

Normal muss man ja Coverversionen immer kritisch gegenüberstehen, weil meist machen das ja so Superstartypen wenn ihren Songschreibern nach der ersten Hitsingle auch nix mehr einfällt womit man die Kiddies über Wasser halten kann
und oft sind auch die als "Hommage" bezeichneten Vovers etablierter Musiker nur so-so.

Aber jedes jetzt und dann kommt mal einer und sieht etwas in einem Song, was der ursprüngliche Künstler so gar nicht gesehen hat, oder zumindest nicht so ausdrücken konnte.

so geschehen bei Arab Strap, die aus einem Krachmetallschlager von AC/DC eins der wundervollsten Liebeslieder aller zeiten machten:

You Shook Me All Night Long

Aaaah, perfekt, 5 von 5 sach ich ma.

Wer bitteschön könnte so einen Song über Sex machen denn besser singen als Arab Strap's Moffat? Die Zeilen

'Cause the walls were shaking
The earth was quaking
My mind was aching
And we were makin it and you

Shook me all night long


sind doch wie für den gemacht! Der hätte genau diesen Song selbst geschrieben wenn's ihn nicht bereits gegeben hätte.

(Findet übrigens auch Fake Jazz, übrigens)

(ähnliches, weniger spektakulär, ist die Neuinterpretation von van Halens Why Can't This Be Love, der Vollständigkeit halber)

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Mittwoch, 24. März 2004
Dinosaurs will Die*
downhillbattle.org
Unterstützen Sie noch heute DownhillBattle durch den Kauf von T-Shirts und Aufklebern, reasonably priced. Ich hätt gern dieses in rot mit weißem Druck, Grööße M, bitte)
(Schon wieder via Studio 23)

*

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Fanatisch? Ich?

Gegen den bin ich ja ein Waisenknabe (Klick für groß)
(Via Studio 23)

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Dienstag, 23. März 2004
Plattenkritik:
Seven Swans von Sufjan Stevens




Sufjan Stevens, multiinstrumentalistischer Singer/Songwriter, Produzent, Autor, Grafikdesigner (na gut, das ist ja wirklich jeder), bisweilen alleine, ein Banjo spielend (dessen Melodie wie ein Paar Hundewelpen glücklich durch einen Park, der Sonne entgegentollt), singt Melodien, die von einer wundervollen Melancholie sind; die Hoffnung nicht aufgegeben, ganz unten zwar, aber mit einem Silberblistreif am Horizont.

Texte über Liebe, Treue und jawohl, Religion. Ein unhandliches aber nicht unübliches Thema in der modernen Indie-folk-Szene, das hier ganz selbstverständlich und ehrlich behandelt wird. Interessant, wie ambivalent das "You" in vielen Songs sowohl an Sufjans bevorzugte Gottheit, eine spezielle Person oder den Zuhörer gerichtet sein kann (bei "The Dress Looks Nice On You" natürlich weniger, haha).

Relativ schrecklich, musikalisch, ist "Abraham", wo Stevens die alttestamentarische Geschichte vom religiös-fanatischen, beinahe-kindesmordenden Abraham aufgreift, und einfach stimmlich in keiner Weise an die trarige Überzeugtheit, das Gottvertrauen heranreicht, das eben Abraham an den Tag zu legen drohte, bevor ein "ach, wir wollten nur kucken ob du des echt machst"-Engel angerannt kam. Textlich hervorragend, dennoch. Auch das von Kritikers hochgelobte "Seven Swans" selbst, man widerspreche mir gerne, ist furchtbar, denn hier opfert Stevens die feine und einfache Struktur der Platte, die grundlegende Zugänglichkeit zugunsten etwas sehr Komplizierten. Nicht dass ich grundsätzlich was gegen komplizierte Musik hätte, aber das Ergebnis muss stimmen, und es muss halt auch ein bisschen passen.

Nichtsdestominder eine wirklich fantastische Platte, und mein persönlicher Lieblingstrack "The Dress Looks Nice on You" wird sicherlich zu gewissem Ruhm kommen, es demonstriert in seinen kurzen zweieinhalb Minuten wie nix anderes Sufjans grandiosen Songwriterqualitäten (und das Banjowird sicherlich sofort von Elektrofricklern à la Kim Hiorthøy oder Four Tet zu einem grandiosen Track für den nahenden Sommer recycelt).

Eine hervorragende Platte um nächtens bei Regen durch verlassene Straßen zu ambulieren, auf der Suche nach Zigaretten uns selbst, für Freunde von Elliot Smiths softerem Zeug, Songs: Ohia und den anderen üblichen Verdächtigen.

Offizielle Website mit MP3s,
Hier kaufen und mehr lesen drüber,
AllMusicGuide Review, Pitchfork Review.

Wer mir das als LP schenken will, bitteschön...

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Airport Rock*
Are you gonna be my Girl? /iTMS Link) denk ich immer wenn es in mir zuckt, und ich am liebsten Gitarrenbewegungen machen würde. So gehts ja vielen. Aber dass es so vielen so geht, dass man im Paradiso die Nederlands Luchtgitaar Kampioenschap abhält, datt hätt min' Mudda nitt gegloubt.

luchtgitaar
PS: You rock my World
Ich wart noch auf die Air Didgeridoo World Champignonships, die Air Xylophoning Masters und die Luftlaptopgefrickel-Meisterschaften


*

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Donnerstag, 12. Februar 2004
Plattenkritik:
Bricht Du mir das Herz, dann brech ich Dir die Beine
von Olli Schulz & der Hund Marie




Heute Nachmittag liegt in irgend einem Briefkasten in den Haag das aktuelle Album von Olli Schulz und der Hund Marie, an die Adresse seines Plattenlabels, zusammen mit diesem Brief:


Lieber Olli Schulz,

heute schicke ich Dir Dein neues Album zurück. Ich finde es, muss ich sagen, furchtbar.

Ich hatte das Video zur Single "Der Moment" diverse Male im Musikfernsehen gesehen, und hatte das Album aufgrund wohlmeinender Besprechungen in der Fachpresse und der Meinung von Freunden bei Amazon bestellt, und das war wohl der Fehler: Normalerweise erwerbe ich meine Musik bei kleinen Indepentent Local Plattenläden in Stuttgart oder München, wo ich nicht nur exquisite Beratung und Auswahl finde, sondern auch die Möglichkeit habe, mir vor Ort eine Meinung zu finden. Aber ich bin ja grad in Den Haag, da is nix mit guten Plattenläden (not that i know of), und wenn, dann haben die ja sicher keine deutschen Platten, ne.
Naja, ich fand die Single zwar gut, aber leider war sie der einzige Song, den ich kannte, auch auf der Website des Labels war nur dieser Song zu hören.

Die recht ordentliche Qualität der Single, die guten Meinungen anderer Menschen, und schießlich mein Vertrauen in Dein Plattenlabel Grand Hotel van Cleef (deren Kettcar ich sehr schätze, und Tomte muss ich zwar nicht hören, aber man kann wenigstens drüber diskutieren, sowie deren Entscheidung, den Vertrieb für die hervorragenden Death Cab for Cutie zu übernehmen), all das zusammen einfach ließ mich sicher sein, einen guten Kauf getätigt zu haben.
Dann kam endlich das Päckchen von Amazon, und ich freute mich an der Anti-Ästhetik der Cover-Grafik, an zwei fetten Booklets.
Am Abend hab ich die Platte dann endlich mal anhören können, und war zutiefst bestürzt: Die Single "Der Moment" war, schien es mir, eingebettet zwischen Songs, deren Texte belanglos, Reime flach ("ein Song der gut klingt / und uns durch die Nacht bringt") und zu oft nur des Nuschelgesangs zustandekommend ("in den Räumen wo ich wohn' / zerreisse ich Schablon'n"), und deren Melodien mich wirklich an etwas erinnerten, was den musikalisch schlechten aber inhaltlich amüsanten Songs der Ärzte anhaftet, und alldieweil fühlte ich mich auch auf Unangenehme weise an Pur erinnert.
Die Sachen sollen "befindlichkeitsfixiert" a la Kettcar, und amüsant wirken, und das ist auch gut gemeint, funktioniert nur leider überhaupt nicht. Und wie Kettcar wussten: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

Ich muss ja sagen, ich lad schon gerne mal illegalerweise Musik aus dem Internet runter, und kaufe dann alles, was mir gefällt, nach und nach nach, bis mein Budget sich verabschiedet. Wenn ich deine Platte im Internet gefunden hätte, und mir die Mühe gemacht hätte, sie runterzuladen, hätte ich sie nicht gekauft. Das ist zwar genau das, was die Musikindustrie immer verteufelt, aber, und das verteufele ich: jetzt hab ich ne CD gekauft mit der ich nichts, aber auch gar nichts, anfangen kann, weil ich auf dumme Marketingsachen reingefallen bin. Und echt, da soll sich lieber die Musikindustrie ärgern als ich.

Kurz und gut, und es tut mir leid, das sagen zu müssen, halte ich Dein Album für ziemlichen Mist. Und weil ja Amazon eine nicht mehr eingeschweißte CD nicht mehr zurücknimmt, und ich weiß nichts damit anzufangen, schick ich sie Dir einfach.
Bitte ärger Dich nicht über mich, krieg keine Sinnkrise, aber ignorier das auch nicht einfach.

Alles Liebe für die Zukunft,

Kai

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